Nach dem Besuch der Horizontal Falls machen wir uns auf den Weg nach Broome. Am Cable Beach kriegen wir dann gerade noch den Sonnenuntergang mit.
Am nächsten Morgen geht’s über die extrem sandige und schwierig zu fahrende Cape Leveque Road nach Norden.
In der Talbot Bay 200 km nördlich von Derby liegt ein weiteres Naturwunder Australiens, die „Horizontal Falls“, leider nur per Schiff oder Wasserflugzeug erreichbar. Die einzige Möglichkeit für Touris wie uns, dort hin zu kommen, besteht in der Teilnahme an einer geführten Tour. So sitzen wir morgens um halb neun in Derby im Wasserflugzeug, das uns in 30 min direkt dorthin bringt.
Keine Angst, Tanja ist nicht geflogenen, aber als Jüngste an Bord darf sie vorne neben dem Piloten sitzen!
Die Bewegung des Wassers kommt von mehreren Millionen Liter Meerwasser, die bei Ebbe und Flut durch zwei Felsspalten in eine Bucht hinein bzw. herausfließen, zu der es keinen weiteren Zugang vom Meer aus gibt.
Dort angekommen, geht es in einem 900 PS starken Powerboat durch die Horizontal Falls, was zwar schon beeindruckend ist, mir aber zuviel auf Touristen-Action getrimmt ist. Der Ort hätte ein „würdevolleres“ Annähern verdient.
Viel besser ist da die Bootstour entlang der Seitenarme der Talbot Bay, dort zeigen die Kimberleys ihren wahren Reiz:
Anschliessend gibts noch die obligatorische Hai-Fütterung und Barra vom Grill.
Gestern Nachmittag, nach weiteren 60 km ist dann Schluss mit dem Staub und dem Dreck, die letzten 60 km bis nach Derby sind asphaltiert. Dort angekommen nehmen wir eine der Hauptsehenswürdigkeiten mit, den Boab Prison Tree.
Die andere Hauptattraktion von Derby ist das Meer vor der Haustüre verbunden mit einem enormen Tidenhub von bis zu 11 Metern. Nachteilig an dieser Sache ist allerdings dass wenn keine Springflut da ist, die ganze Stadt von mud plains umgeben ist, also von riesigen, dreckig braunen Matschebenen. Deswegen hat man den Hafen und den Anlegesteg 1,5 km ins Meer reingebaut. Von dort aus ist der Sonnenuntergang dann auch ganz idyllisch, also was solls.
Nachdem wir den vorherigen Abend mit einer weiteren Schweizer Familie (Grüße and Claudia und Tom!) verbracht hatten, kommen wir heute nicht so zeitig aus den Betten. Nach kurzem Frühstück und Katzenwäsche geht es 30 km die Fairfield-Leopold-Downs Road hinunter zum Tunnel Creek. National Park.
Mit Taschenlampen ausgerüstet machen wir uns auf den Weg durch die 750 m lange Tropfsteinhöhle, sehen 2 kleine Frischwasserkrokodile, einen Waran und viele Fledermäuse. Das Wasser in der Höhle ist kalt und muss stellenweise durchwatet werden. Angeblich gibt es auch noch Aale.
Da der Campground im WIndjana NP sehr schön ist beschließen wir, noch eine Nacht zu bleiben und noch nicht nach Derby zu fahren. Also checken wir dort für eine zweite Nacht ein, stellen den Camper ab, kochen uns eine Tütensuppe zum Lunch und machen uns dann auf den Weg in die WIndjana Gorge. Der vordere Teil der Gorge ist schön, auch die erwarteten Süßwasser-Krokodile liegen in großer Anzahl faul rum.
Wir wollen dann den walking trail noch bis zum Ende der Gorge laufen, werden dann aber noch vor Ende des Wegs von einem Schild der Nationalparkverwaltung gestoppt und müssen umdrehen. Der Rest des Wegs ist wohl aufgrund erheblicher Schäden während der letzten Wet Season nicht begehbar.
Wir verbringen dann den Sonnenuntergang bei den Crocs im vorderen Teil.
Abends beim Zusammenpacken dann der Schock: Bei unserer ausziebaren Küchenzeile ist die rechte Laufschiene jetzt endgültig kaputt und wir können die Küche nicht mehr vollständig reinschieben. So können wir nicht rumfahren und wir müssen morgen unbedingt nach Derby.
Nach 3 Stunden rumfummeln haben wir das halbe Einbaumobliar zerlegt, ca. 50 Schrauben von Hand rausgedreht und kommen dann endlich an die Mechanik ran und können die Küche wenigstens wieder reinschieben. Nur rausgehen wird sie jetzt für den Rest der Reise nicht mehr. Egal, wir sind ja bald wieder in der Zivilisation. Ein Campingplatz-Nachbar kommentiert trocken: „Everybody has to pay the price for travelling on the Gibb“. Wohl wahr.
Der Campingplatz an der Manning Gorge wird mir aus zwei Gründen in Erinnerung bleiben. Erstens weil Samstag Abend ist und die Australier unbedingt Football schauen wollen. Also packen sie mitten im Nirgendwo die Satellitenschüsseln und Stromgeneratoren aus und so stinkt und surrt es in jeder Ecke.
Zweitens, weil Tanja mein – anscheinend für Sie etwas nerviges – Tagesmotto „In the bush with Malcolm Douglas“ etwas zu wörtlich genommen hat. So manövriert Sie den Camper in die Nähe eines Busches und wir werden beim Kochen und Sitzen im Freien ständig von den Astspitzen gepiesackt.
Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen und wandern zur Manning Gorge, die sich als perfekter Badepool in perfekter Kimberley-Kulisse herausstellt. Ich will gar nicht mehr aus dem Wasser.
Zurück am Camper packen wir zusammen, holen uns am nahegelegenen, legendären Mt. Barnett-Roadhouse noch einen Kaffee und fahren dann weiter auf der Gibb.
Unterwegs nehmen wir noch die Galvans Gorge mit, diesmal allerdings ohne im Gorge-Pool zu baden.
Die Gibb führt uns durch die „King Leopold Ranges“, dort wird die Straße wieder felsig und rauh; wir haben erneut Angst um unsere Reifen. Zum Glück geht alles gut und nach 3 langen Stunden kommen wir endlich am Spätnachmittag im Windjana Nationalpark an.
Dort gibt es dann erstmal ein kombiniertes Lunchdinner und wir genießen den Abend vor grandioser Kulisse. Genug Action für heute.
Nach einer weiteren erholsamen Nacht auf der El Questro Station und dem Besuch der Emma Gorge hört auf einmal der Teer auf und die Gravel Road beginnt. Wir lassen erst mal Luft ab (wir senken den Reifendruck um 10-20 psi). Vorgewarnt durch unsere australischen Nachbarn auf dem letzten Campingplatz fahren wir sehr vorsichtig in Richtung Osten, max 60 km/h. Unser nächstes Ziel, die Ellenbrae Station liegt 130 km entfernt. Die „Straße“ ist wirklich übel, ein Schotterfeld mit spitzen Steinbrocken jagt das nächste, dazwischen heftige Corrugations (wellblechartige Abschnitte). Für die ersten 100 km brauchen wir 2 1/2 Stunden.
Alle Vorsicht hilft nichts, 30 km vor Ellenbrae ist unser linkes Vorderrad platt. Zum Glück ist der Reifen schnell gewechselt und wir fahren noch vorsichtiger weiter. Nach nicht mal 10 km steht am linken Straßenrand das nächste Fahrzeug mit einem Platten. An Bord ein Paar aus der Schweiz, ein wenig von der Situation überfordert. Erprobt im Reifenwechsel helfen wir ihnen und 20 min später sind Marcel und Iris wieder flott. Gemeinsam fahren wir die restlichen 20 km bis Ellenbrae und sind dort froh, noch einen Platz im Buschcamp zu bekommen.
Der Abend auf Ellenbrae ist super, Buschfeuer und grandioser Sternenhimmel inklusive. Unsere Schweizer revanchieren sich für unsere Hilfe mit einer Flasche Wein, die wir gemeinsam am Feuer leeren.
Am nächsten Morgen müssen wir uns erst Mal um den kaputten Reifen kümmern. Zum Glück bietet die Ellenbrae Station auch einen Tyre Service an. Der Monteur begutachtet den Schaden und legt uns nahe, einen neuen Reifen zu montieren. Wir stimmen zu und zahlen 480$ für Reifen und Montage :-(.
Um 10 geht’s weiter nach Westen. Das Drama nimmt kein Ende, scharfkantiges Geröll und Wellblech wechseln sich ab. Durchschnittsgeschwindigkeit 35. Für die 60 km bis zur Abzweigung zum Mitchell-Plateau brauchen wir 2 Stunden. Dann ändern sich Landschaftsbild und Straßenzustand dramatisch. Die hügelige, felsige East Kimberley Region liegt hinter uns und macht einer staubigen, sandigen Savanne Platz. Die GRR ist auf einmal flach wie ein Brett und perfekt zu befahren. So schaffen wir in 1 1/2 Stunden die restlichen 110 km bis zum Mt Barnett Roadhouse und checken dort auf dem Bushcamp an der Manning Gorge ein. Ein relaxter Nachmittag mit Bad im Manning River schließt sich an. Auch treffen wir wieder viele Bekannte aus den vorherigen Übernachtungen wieder und halten ein Schwätzchen. Man freut sich gemeinsam, dass man ohne weiteren Reifenschaden angekommen ist.
Am Anfang der Gibb River Road liegt die El Questro Station. Nach mehreren Flussdurchfahrten haben wir diese auch kurz vor der Dämmerung glücklich erreicht.
Hier ist viel los, das ganze ist sehr touristisch geprägt. Am Abend spielt vor der Bar ein Country Sänger mit Klampfe, der ist aber richtig gut:
Wir freunden uns mit einer Familie aus Broome an, er Polizist, sie Krankenschwester. Gemeinsam machen wir dann bei einem Trivia-Quiz des Sängers mit, wobei es um so tolle Fragen geht, wie der Lederbeutel der schottischen Tracht heißt, geht.
Doch gemeinsam sind wir stark und das Deutsch-westaustralische Team ist nicht zu schlagen und wir gewinnen den ersten Preis, ein Frühstück für alle am nächsten Morgen.
Nach dem Frühstück geht’s zum Wandern mit anschließendem Bad im herrlichen Pool in der El Questro Gorge: